TIM - November 2019

des Bruttodarlehensbetrages bezuschusst. Der Tilgungszuschuss wird dem Unternehmen nach Been- digung des Projekts ausbezahlt, welcher dann einen Teilschulder- lass darstellt – bedeutet, dass das Unternehmen das Darlehen nicht vollständig zurückzahlen muss. TIM: Sie sagten, dass nur Unterneh- men kleiner als 100 Mitarbeiter för- derungsfähig sind. Müssen weitere Voraussetzungen erfüllt sein, um gefördert zu werden? Jürgen Gackstatter: Gefördert wer- den neu gegründete, junge und eta- blierte Unternehmen sowie Freibe- rufler. Neben der Digitalisierung von Produktion und Verfahren, Pro- dukten und Dienstleistungen kann auch die Durchführung von Digitali- sierungsstrategien gefördert wer- den. Anschaffungen im Bereich der IKT (Informations- und Kommuni- kationstechnik) und damit zusam- menhängende Hard- und Software sowie Dienstleistungen stehen hier- bei im Fokus. Außerdem gilt ein Projekt in diesem Rahmen nur dann als förderfähig, wenn es Kosten zwi- schen 10.000 und 100.000 Euro aufweist und am Standort Baden- Württemberg durchgeführt wird. Zudem kann die Digitalisierungs- prämie nur einmal innerhalb von zwei Jahren beantragt werden. TIM: Sie sprechen von Digitalisie- rungsprozessen in unterschiedli- chen Bereichen. Was wären konkre- te Beispiele dafür? Jürgen Gackstatter: Im Bereich der Digitalisierung von Produktion und Verfahren wäre dies beispielsweise die Integration von CRM-Systemen an das MES (Manufacturing Executi- on System), im Bereich der Digitali- sierung von Produkten und Dienst- leistungen z.B. der Aufbau von digitalen Plattformen oder auch die Implementierung eines Social-Me- dia-Kommunikationskonzeptes. Die Liste der förderfähigen Vorha- ben ist lang und für die Mehrheit der jungen Unternehmen sollten Projekte dabei sein, die sie anspre- chen. TIM: Wie wird die Digitalisierungs- prämie beantragt? Christian Acs: Die Beantragung der Digitalisierungsprämie erfolgt über die Hausbank. Diese erstellt unter  Mitwirkung des Unternehmens die notwendigen Antragsformulare und leitet sie elektronisch, ggf. über das Zentralinstitut , an die L-Bank wei- ter. Die Hausbank erhält dann von der L-Bank den Förderkredit, den sie in eigenem Namen und Risiko an das Unternehmen auszahlt. Wichtig ist, dass der schriftliche An- trag vor Vorhabensbeginn gestellt werden muss. Unter Vorhabensbe- ginn ist das Eingehen der ersten we- sentlichen finanziell bindenden Verpflichtung zu verstehen, bezo- gen auf das zu fördernde Vorhaben (zum Beispiel Abschluss von Verträ- gen, Vergabe von Aufträgen). TIM: Wie wird der Sollzinssatz er- mittelt? Christian Acs: Die Ermittlung des Sollzinssatzes erfolgt über das so- genannte risikogerechte Zinssystem der L-Bank. Hierzu gibt die L-Bank neun Preisklassen A - I vor. Die Haus- bank stuft das Unternehmen in eine Bonitäts- u. Besicherungsklasse ein und ermittelt daraus die zugehörige Preisklasse. Der endgültige Sollzins- satz wird dann am Tag der Zusage durch die L-Bank festgelegt. Dies gilt für alle gewerblichen Förderdar- lehen. TIM: Welche Empfehlung können Sie Unternehmen im Zusammen- hang mit der Digitalisierungsprä- mie insgesamt aussprechen? Jürgen Gackstatter: Jungen Unter- nehmen, welche die Förderungsvor- aussetzungen erfüllen, kann ich ausnahmslos raten, sich für die Digi- talisierungsprämie zu bewerben. Zum einen werden in den Unter- nehmen sowieso Projekte anfallen, welche förderfähig sind und zum anderen können sich die Unterneh- men durch die finanzielle Hilfe eine Rücklage für neue Projekte oder für die Ausweitung eines Projekts bil- den. Die Digitalisierungsprämie stellt eine attraktive Förderung für absolut zukunftsversierte und inno- vative Unternehmen dar.  Steinbeis Beratungszentrum Ressourceneffizienz und Innovation Jürgen Gackstatter Dipl.-Wirt.-Ing., Dipl.-Betr. Schwieberdinger Straße 3 70435 Stuttgart M. juergen.gackstatter@stw.de Mit heute rund 6.000 Experten, die ihr Know-how einbringen, ist Steinbeis zu einem der weltweit erfolgreichsten Dienst- leister im Wissens- und Technologietransfer geworden. In interdisziplinären Teams erarbeitet der Verbund aus etwa 1.100 Transferunternehmen individuelle Problemlösungen. Die Marke Steinbeis ist seit über 30 Jahren Problemlöser und Dienstleister in Beratung, Forschung und Entwicklung sowie Aus- und Weiterbildung. 22 NOV 2019

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